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OSTERN VOM LEBEN NACH DER GEBURT

Zweieiige Zwillinge wuchsen schon seit einiger Zeit in der Gebärmutter heran. Beide hatten sich gut entwickelt. Anfangs konnten sie noch Purzelbäume schlagen und sich drehen, doch langsam wurde es in der Gebärmutter eng. Die Bewegungsmöglichkeiten der Zwillinge waren eingeschränkt, und so klagte der kleinere Zwilling: „Ach, ich fühle mich gar nicht mehr so wohl wie anfangs, wo wir genug Platz hatten und nach Herzenslust im warmen Wasser schwimmen und dösen konnten.“

Der größere Zwilling tröstete sein Geschwisterchen: „Ja, mir geht es genau so wie Dir, aber weißt Du, so lange müssen wir das ja nicht mehr aushalten. Ich habe gehört, daß wir nach unserem 9. Lebensmonat geboren werden und dann draußen, außerhalb unserer engen Höhle viel mehr Platz haben werden und uns frei bewegen können.“

„Wie soll das denn möglich sein? Das glaube ich nicht. Wir sind überall rundum von Wänden umgeben, da gibt es keinen Ausgang!“

„Doch, es stimmt! Draußen soll es ganz hell sein, sie nennen es Licht. Dort gibt es auch Luft, und wir werden selber atmen. Es gibt dort festen Boden, die Erde, wir werden auf ihr herumkrabbeln und schließlich ganz weit auf unseren beiden Beinen und mit den Füßen herumlaufen, hüpfen und springen können.“

„Das kann ja gar nicht gehen, wir atmen doch durch die Nabelschnur, und die ist ganz kurz. Selbst wenn es einen Ausgang aus der dunklen Höhle gäbe, wäre unsere Schnur viel zu kurz, als daß wir uns weit von unserer dunklen Behausung entfernen könnten. Außerdem sind unsere Augen fest verschlossen, wie sollen wir da je etwas Helles sehen?  – Nein, was Du da erzählst, das glaube ich einfach nicht!“

„Doch, ich habe sogar gehört, daß wir auch einen Vater haben und ihn nach unserer Geburt anschauen können, wie er aussieht. Und wir werden unsere Mutter kennenlernen. Sie freut sich schon auf uns, sie wird uns in ihren Armen halten und uns süße Milch zu Trinken geben.“

Während der etwas größere Zwilling sich die unbequeme Wartezeit bis zur Geburt mit seiner Vorfreude leichter machte und so verkürzte,  bezweifelte der etwas kleinere Zwilling weiter, daß er jemals geboren würde und es ein so anderes Leben nach der Geburt überhaupt  geben könnte.